Die Familiengeschichte des Glirgerhofes in Steinegg Teil I

08 Mai 2014
Kategorie: News

Familiengeschichte Familie Mahlknecht Johann und Maria Glirghof Steinegg Teil I:
(Großeltern von Mahlknecht Andreas) 

Der „Glirgerhof“(Erbhof seit mindestens 1769) in Steinegg ist ein „geschlossener Hof und ein „Erbhof“ seit mindestens 1769“. Die Hofstelle befindet sich Bauparzelle 36, E.ZI. l05/I, Cat. 538

Der Glirgerhof kommt (der Name leitet sich nach Edgar Moroder wohl aus dem ladinischen Wort „glira, lateinisch glarea = Kies, Gries, Schotter, Bachrunst“ ab. Diese Flurnamen kommen in Bachgebieten, meist in kleinen Bergdörfern, häufig vor, wie beispielsweise in Buchenstein. Es gibt heute noch den ladinischen Familiennamen „Glira“) wurde erstmals im Jahre 1492 urkundlich erwähnt, als „Gaudenz Botsch zu Zwingenberg an Leonharten Lantschner, paumeister der Kirche für 20 Marc 6 herrngult aus dem guet genant Clirigk auf Stainegg“ verkaufte. 1502 wurde der „hof Gelirig“, 1536 „Glyrig“ und schließlich 1605 „Glirnig“ erwähnt.

Der Hof war bis etwa 1850 der Grundherrschaft unterworfen und mit „jährlich auf Ostern 1 Kitz und 30 Eier“ dem Herrn Christoph v. Ingram zu Bozen zinspflichtig.

Die lückenlos dokumentierte Erbfolge begann am 19. April 1769, als die Gläubiger des Christian Massoner, Gliringer, der sich allzusehr in Schulden gestürzt hatte, das Anwesen an seine Ehefrau Ursula geb. Antholzner verkauften.

Am 6. Juli 1787 überließ Ursula Massoner den Hof ihrer bereits volljährigen Tochter Katharina Massoner zum Preis von 1.400 Gulden, nachdem sie schon sehr alt geworden und die Wirtschaft nicht mehr zu führen imstande war. Die Tochter musste sich verpflichten, für die alten Eltern zu sorgen.

Katharina Massoner verheiratete sich mit Simon Lantschner. Als sie am 24. November 1790, im Alter von nur 28 Jahren, plötzlich starb, hinterließ sie neben ihrem Ehemann noch zwei kleine Mädchen, Anna (zweieinhalb Jahre) und Maria (neun Monate). Dem Witwer Simon Lantschner wurde bis zum vollendeten 20. Lebensjahr seiner Tochter das Genussrecht eingeräumt. Am 24. Juni 1812 übernahm die ältere Tochter, Anna Lantschner, den Hof.

Anna Lantschner hatte sich in der Zwischenzeit mit Josef Vieider, Vieiderbauer, verheiratet. So verkaufte sie am 30. November 1815 ihr väterliches Erbe, den „Gliringerhof", an Simon Singer, Glöfinger, um den Betrag von 2.400 Gulden. Ein gutes halbes Jahr später, am 6. Juli 1816, wurde der Hof jedoch wieder von ihrem Ehemann Josef Vieider um den Preis von 2.650 Gulden zurückgekauft.

Am 12. Dezember desselben Jahres wechselte der Hof wiederum Besitzer. Josef Vieider verkaufte ihn an seinen Schwager Josef Mahlknecht, Strickenmacher zu Steinegg, der mit der jüngeren Schwester seiner Ehefrau verheiratet war, um den Preis von 2.600 Gulden. Zum Glirgergut gehörten damals "Feuer- und Futterbehausung samt den In- und Zugebäuden, Hofstatt Stadel und Stallung, Ackerfeld von 16 Star Samen, Wiesfeld und ungefähr 12 Tagmahd und einem Stück Berg".

Die Kaufsumme von 2.600 Gulden wurde nicht direkt bezahlt, sondern der Käufer musste Schulden des Verkäufers in dieser Höhe abgleichen.

Josef Mahlknecht, des Mathias und der Margareth Aigler, Zipperlesohn in Gummer, geboren am 16. Juni 1787, von Beruf Strickenmacher, gestorben am 3. Oktober 1854 in Steinegg; war verehelicht mit Maria Lantschner des Simon und der Katharina Masoner, Glirgertochter in Steinegg, geboren am 30. März 1790 und gestorben am 19. Mai 1837. Aus dieser Ehe entsprossen elf Kinder: die Zwillinge Maria Mahlknecht geboren am 14. Juni 1818, gestorben am 13. Juni 1819 und Anna, gestorben am 28. März 1819, Theresia geboren am 16. Oktober 1819, gestorben am 1. Juni 1892, verehelicht mit Sebastian Lunger, Erlbacher in Karneid am 8. Juli 1844, Josef, geboren am 14. März 1821 und gestorben am 10. März 1875. Als Ältester der Söhne übernahm er den Glirgerhof und heiratete am 18. Juni 1859 Maria Lunger, geboren am 9. Dezember 1823 und gestorben am 22. Februar 1893; Maria, geboren am 11. Jänner 1823 und gestorben am 10. April 1890, war verehelicht mit Johann Rieder, Obertschatscher in Steinegg, Anna, geboren am 25. Juli 1824 und gestorben am 6. Februar 1875, Christian, geboren am 14. März 1826, Ursula, geboren am 26. Oktober 1827, Johann, geboren am 4. August 1830, Katharina, geboren am 9. September 1832, verehelicht mit Matthias Rieder, Messner in Steinegg am 20. August 1867 und gestorben am 15. Oktober 1911 und Georg, geboren am 24. März 1834. Am 30. Oktober 1854 übernahm der älteste Sohn, Josef Mahlknecht, den Hof. Das Erbe des Verstorbenen muss ziemlich groß gewesen sein, denn der Hoferbe übergab seinen Geschwistern einen Schuldbrief über 1.400 Gulden. Im Verfachbuch wurde dazu folgendes vermerkt: "Josef Mahlknecht, dermaliger Glirger zu Steinegg, erklärt sich aufgrund des väterlich Josef Mahlknechtischen Abhandlungsaktes vom heutigen Tage ob des väterlichen Erbes gegen seine Geschwister Christian, Johann, Georg, Ursula, Katharina, Maria und Theresia um den Betrag von l.400 Gulden abusiv als Schuldner ein und verspricht diese nach dem Tode der Mutter Maria, gegen halbjährige Auf- und Abkündigung zu bezahlen und zu 4% jährlich zu verzinsen. Zur Sicherheit dieser Forderung verschreibt er den heute übernommenen Glirgerhof in Steinegg zum Fürpfand." Alle Geschwister, außer Christian, der nur ein Kreuzzeichen machte, unterschrieben eigenhändig diese Schuldobligation.

Josef Mahlknecht des Josef und der Maria Lantschner, Glirgertochter, geboren am 14. März 1821 in Steinegg, verehelichte sich am 18. Juni 1859 mit Maria Lunger, Drimblertochter in Karneid. Er ist am 11. März 1875 ohne ein Testament zu hinterlassen gestorben. Abzüglich der Schulden verblieb ein reines Vermögen von 732 Gulden 71 Kreuzer. Gegen Erziehung der fünf Kleinkinder und zwar: Maria, geboren am 12. November 1859, Josef, geboren am 9. November 1861, gestorben am 3. Jänner 1942, Johann, geboren am 3. Februar 1863, gestorben am 9. Oktober 1931, Anna, geboren am 15. August 1864, gestorben am 19. Juni 1939 als Gattin des Josef Lantschner, Heigler in Steinegg, Theresia, geboren am 31. März 1866, gestorben in Bozen als Tertiarschwester namens Josepha am 14. August 1914, erhielt die Mutter, Maria Lunger Witwe Mahlknecht, das lebenslange Genussrecht. Am 22. Februar 1893 verstarb sie. Josef, laut Höfegesetz der eigentliche Hoferbe, blieb ledig und verzichtete zugunsten seines jüngeren Bruders Johann auf den Hof.
Die vier weichenden Geschwister erhielten ein Erbe von insgesamt 2.093 Gulden. Zwei der drei Schwestern waren ins Kloster eingetreten: Theresia bei den Tertiarschwestern in Bozen, Maria als Schwester Bonosa in Lustenau/Vorarlberg.

Johann Mahlknecht geboren am 3. Februar 1863 war zuerst mit Theresia Schroffenegger geboren am 17. Oktober 1878 und gestorben am 19. Jänner 1926 und nach deren Ableben mit ihrer Schwester Anna, geboren am 22. Juni 1867 gestorben am 7. Juni 1907 verheiratet. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor: Johann geboren am 25. September 1898, verstorben am 19. Juni 1973, Anna geboren am 8. September 1899, gestorben am 26. Juli 1959, Katharina geboren am 5. Dezember 1901, verstorben am 1. Mai 1974 und Theresia, geboren am 28. Mair 1905, verstorben am 6. Juni 1905.

Um die Jahrhundertwende bauten die Gebrüder Johann und Josef, der bis zu seinem Tode 1942 als äußerst genügsamer, fleißiger „Knecht“ auf dem elterlichen Hof „um Gottes Lohn“ arbeitete, ein neues Wohnhaus. Zeitzeugen wussten zu berichten, dass die beiden den Handwerkern als Gehilfen beistanden und in der Nacht das Baumaterial, wie Steine, Sand, Steinkalk u. dgl. oft von weit her zur Baustelle schleppten, damit die Handwerker in ihrer Arbeit nicht „aufgehalten“ wurden.

Da der Hof äußerst steil ist, wurden Futter, Heu, Ackerfrüchte, Obst und Holz zur Gänze auf dem Kopf („Heupuren“), mit der „Kraxe“ oder im „Buckelkorb“ zur Hofstelle gebracht.

Das Dasein bestand aus härtester Arbeit und größtem Sparsinn. Zeitzeugen versicherten, dass die beiden so viel Bargeld erspart hatten, dass sie den anfangs des 20. Jahrhunderts feil gebotenen „Vieider-Hof“ im Wert von 7.000 Gulden hätten bar bezahlen können, jedoch vom Kauf Abstand nahmen, weil der Hof nach ihrer Meinung für sie zu groß war, da man dabei gezwungen gewesen wäre einige Paare Ochsen als Zugtiere einzukaufen, die nichts gebracht hätten.

Josef verstarb achtzigjährig am 3. Jänner 1942. Am 5. Jänner stand im „Volksboten“ folgender Nachruf zu seinem Tode: „Collepietra, den 5. Jänner. (Ein alter Bauersmann gestorben.) Heute haben wir einen alten Mann zur Ruhe gebettet, der viel gearbeitet und gebetet hat in seinem Leben, einen von ganz altem Schlag, den 80 Jahre alten Josef Mahlknecht. Seine Heimat war der Glirgerhof und dort hat er auch ein langes Leben lang gearbeitet. Den Hof hat er seinerzeit seinem jüngeren Bruder überlassen und ist ledig geblieben. Geld hat er in seinem Leben wenig verbraucht. Verdiente er etwas in Tagschichten bei Nachbarn, hat er es heimgetragen. Er wollte nur das Essen und ein billiges Gewand, damit war er zufrieden. Gearbeitet hat er vielfach für zwei. Er war eine große, und wie es schien, aus Eisen gegossene Statur. Als man sein Vaterhaus neu baute, hat er gemeinsam mit seinem Bruder alle Steine zum Bau auf seinen breiten Schultern zusammengetragen. Hat er so die Zeit zum Arbeiten mit nur einer Gewaltnatur möglichem Fleiß und Erfolg benützt, versäumte er aber auch die Zeit zum Gebete nicht. Den eine Viertelstunde langen Kirchweg machte er gewöhnlich betend, nie fehlte er bei Bittgängen. Dabei setzte er seinen Stolz darin, möglichst laut und deutlich zu beten. Der „Glirgersepp“ hatte ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis. Von Menschen und Vieh weit und breit wusste er das genaue Alter. Und das alles: seine Arbeitskraft, seinen Beteifer und sein Datenwissen nahm ihm das Alter. Seit einigen Jahren nahmen seine Sinno so merklich ab, dass er nicht mehr arbeiten und nicht mehr beten konnte, ja in letzter Zeit verstand er nicht mehr zwischen Mensch und Vieh zu unterscheiden. Von seinen Angehörigen treu gepflegt, lebte er so Tag und Jahr weiter, bis der Tod ihm völlig unerwartet die Augen und Sinne für ein besseres Leben öffnete. Eine Gehirnblutung legte den starken Leib auf das Totenbett. Er ruhe in Gottes Frieden! - Heute schaut es zum Schneien aus. Wir haben nichts mehr dagegen, braucht ja jeder Weg und jede Wiese nun das Winterbett.“

Ort: Kultursaal „J.Fischer“ in Montan
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