Streift man durch Steineggs verträumte Gassen, so hört man vor allem den Wind, der durch die Bäume streift und ein paar vereinzelte Kuhglocken in der Ferne. Unter dieses Idyll mischt sich aber hin- und wieder ein unverkennbares Motorenrauschen, das an den Dächern Steineggs vorbei zieht. Und da, wo man sich als Fremder nur wunder kann, wissen die Steinegger gleich: Das sind ihre Vorzeigepiloten Helmut und Christian!

Helmut und Christian kennen sich schon ein Leben lang und das ist in ihrem Fall nicht bloß ein geflügeltes Wort. Denn beide sind Steinegger Originale, die als Nachbarn geboren und gemeinsam aufgewachsen sind. Auch heute leben der Förster Helmut und der Flugzeugmechaniker Christian noch immer in Steinegg, wobei die zwei Freunde neben ihrer Liebe zu ihren Familien vor allem eine Leidenschaft eint: der Traum vom Fliegen! Dieser ist nicht nur so alt wie die Menschheit selbst, sondern brennt auch in den beiden Steinegger Herzen schon ihr Leben lang

Doch woher kommt diese Faszination?

„Den Drang und Wunsch zu Fliegen hat man einfach in sich drin, er kommt vom Innersten“, sagt Helmut. Und wenn er davon erzählt, wie er als kleiner Bub am Balkon stand mit einem aufgespannten Sonnenschirm in den Händen, bereit den Sprung zu wagen und mit den Vögeln, die er doch so bewunderte, mit zu fliegen, dann beginnt man zu verstehen, was ihm das Fliegen wirklich bedeutet. Doch abheben durfte Helmut erst mit 16, als er endlich alt genug war, um den Freiflugschein zu machen. Freilich musste er zuerst die Unterschrift seiner Mama einholen, doch die war so überrumpelt von seinem Enthusiasmus, dass sie gar nicht mal so recht wusste, was sie da unterzeichnet hatte, erzählt Helmut schelmisch grinsend.

„Beim Freifliegen liegt man wie ein Vogel im Wind; ein unbeschreibliches Gefühl von Unabhängigkeit, mit nichts zu vergleichen“, schwärmt Helmut.
Doch das Freifliegen ist auch ein sehr zeitaufwändiges Hobby, weshalb Helmut und Christian nach einer durchzechten Steinegger Nacht kurzerhand den Entschluss fassten, sich davon zu verabschieden und sich gemeinsam in ein neues Abenteuer zu stürzen: Sie kauften einen zweisitzigen motorbetriebenen Drachen! Damit gelang den beiden Piloten ein besonderer Kniff, denn nun konnten sie ihre beiden Leidenschaften – das Fliegen und ihre Familien – unter einen Hut packen. Die größere Mobilität des motorbetriebenen Drachen erlaubt es den beiden Steineggern nämlich auch mal kurzfristig eine Tour über die Berge Südtirols zu unternehmen oder auch mal auf einen Kaffee an die Adria zu gleiten. „Mein Traum ist es bald mit dem Drachen von Steinegg aus zu meinem Arbeitsplatz am Bozner Flughafen zu fliegen. Den Feierabendverkehr sehe ich dann nur noch von oben“, lacht Christian. 

Doch das Fliegen ist nicht immer nur ein Zuckerschlecken. Mehr als einmal sind Helmut und Christian mit ihrem Drachen in brenzlige Situationen geraten. Dafür war meistens umschlagendes Wetter verantwortlich, doch einmal ließ sie auch ihr Drachen selbst im Stich. Als sie gerade über dem Meer der Adriaküste entlangflogen, versagte plötzlich der Motor und sie mussten hoffen, überhaupt noch bis an Land zu kommen! „Das war allerdings nur das halbe Problem. Einmal über dem Boden, wo sollten wir denn landen? Glücklicherweise haben wir einen menschenleeren Strandabschnitt gefunden, auf dem wir notlanden konnten“, erinnert sich Christian. Dabei kam den beiden ihre Erfahrung auf den engen und steilen Südtiroler Bergwiesen gerade recht.

Doch solche Rückschläge haben die beiden Steinegger nie davon abgehalten, gleich wieder in die Luft zu steigen. „Fliegen ist einfach ein faszinierendes Gefühl, das ich nicht mehr missen möchte; die Aussicht, der Wind im Gesicht!“, schwärmt Helmut.

Und wenn man durch die verträumten Gassen in Steinegg wandert und das Glück hat, diesen kleinen Drachen über sich hinwegfliegen zu sehen, dann kann man ein bisschen mit ihm mitträumen. Zwei Sitze in einem kleinen, einsamen Drachen, neben ihm die mächtigen Bergspitzen, unter ihm die Welt und vor ihm der Horizont!

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